Donnerstag, 22. Oktober 2015

Honig Freund mit markantem Kuschel Hasen.

Der kuschelnde Bär : Asyl in meiner Vitrine ?

Obwohl ich den mitunter recht liebevoll bemalten Figuren von Bullyland und Schleich alles andere als abgeneigt bin, wollte ich meine leider allzu reichhaltige Sammlung zukünftig eher verkleinern als vergrößern. Zum einen aus quantitativen Gründen – die Aufnahme Kapazität jeder Vitrine ist irgend wann einmal erschöpft - ; zu anderen aber auch aus qualitativen Gründen. Gerade bei den Figuren von Schleich ist seit Jahren eine fast inflationäre Ausweitung des Figuren Kosmos zu beobachten. Besonders im Falle der Schlümpfe wird fast alles verschlumpft, was bei 3 noch nicht in Gargamels Kochtopf gelandet ist . Bestenfalls durchschnittlich modellierte und im klassischen Schlümpfe Kosmos von Peyo nicht vorkommende Figuren wie Hochzeit oder Büro Schlümpfe sind hier und waren Folgen dieser expansiven Neuerscheinungspolitik.
Aber im folgenden sollen die Schlümpfe und Schleich nicht weiter schlumpfen. Zu meinem Geburtstag hat nämlich meine mir selbst auferlegte Zurückhaltung Politik bezüglich der Neuanschaffung von derartigen Figuren einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Von einigen Gratulanten lagen nämlich einige neue Schleich- und Bullyland Figuren auf dem Gaben Tisch. Beispielsweise in Form der Bullyland Figur 12328, welche den übergewichtigen Honig Junkie Winnie Puuh samt Hasen in Kuschel Haltung zeigt. Ob diese Figur dauerhaftes Asyl in meiner übervollen Sammler Vitrine erhält, soll im folgenden kurz erörtert werden.

Der kuschelnde Bär : sein geschichtlicher Hintergrund.

Um die Modellierung der vorgestellten Bullyland Figur besser einordnen zu können,ist es sinnvoll, etwas tiefer in der Vita des Honig süchtigen Bären zu graben. Pu der Bär ist im Grunde nämlich nicht mehr der jüngste. Er wurde nämlich bereits im Jahr 1926 von dem englischen Kinderbuchautor Alan Milne erschaffen. In diesem Jahr erschien nämlich dessen Werk Winnie-the-Pooh , welches sich rasch auch international zu einem beachtlichen Erfolg entwickelte.
Hauptfigur ist ein dicklicher Bär von „eher geringem Verstand“, welcher mit seinen Spezies (Esel, Ferkel, Tiger, Hase usw) in einem Zauberwald lebt und den lieben langen Tag damit beschäftigt ist, Honig in sich rein zu schaufeln und lustige Lieder zu trällern ( „Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen“ und ähnliche sein Suchtverhalten verherrlichende Lieder).
Pu der Bär ist im Grunde ein sehr gutmütiger und ruhiger Zeitgenosse. Lediglich der Mangel an Honig lässt ihn mitunter etwas unruhig werden. Um an die goldgelbe Leckerei zu kommen, ist ihm keine Gefahr zu groß und kein Weg zu beschwerlich. Seine langsame Motorik und sein eher geringer Verstand machen ihm allerdings bei seiner Suchtbefriedigung des öfteren einen Riegel vor den Honigtopf.
Illustriert wurde die englische Originalausgabe von dem Illustrator Ernest Shepard . Dieser orientierte sich bei Pu an einem Stofftier von Milnes Sohn Robin, einem eher zotteligen und normalgewichtigen Braunbären.
Seine heutzutage bekannte Form erhielt Pu erst durch die Walt Disney Studios, welche spätestens in den 60er Jahren (die ersten weltweit vertriebenen Pu der Bär Zeichentrickfilme) auf den Erfolg des Honig gierenden Bären aufmerksam wurden. Er wurde in eine Kind gerechtere und weltweit vermarktbare Form getrimmt. Das Gesicht wurde lieblicher (oder trotteliger, wie man möchte), das Fell weniger zottelig und heller, die Figur deutlich dicklicher.
Mit Shephards Illustrationen hatte der Disney Bär zwar nicht mehr viel gemein – fraglos ließ er sich aber vortrefflich als Teil des Dollar wiehernden Disney Merchandising vermarkten.

Der kuschelnde Bär : Modellierung.

Unschwer zu erkennen, das sich Bullyland bei der etwas mehr als 6 cm großen und +/- 20 g. schweren Figur 12328 primär an der kindgerechten Puuh Interpretation von Disney orientiert. Ein gutmütig dicklicher Schmuse Bär, wie er im Buche steht ! So Honig auf geschwollen dick gar, das der grell rot bemalte Pullover eher wie ein Schlauch wirkt , welcher mit knapper Not knapp bis unter die Bären Brust reicht. Ansonsten ist der Bär unbekleidet. Sein Fell ist glatt und im Stil eines Goldbären bemalt. In seinen Armen hält er in andächtiger Kuschel Haltung einen weißen Hasen mit rosa (!) Ohren und Pfoten. Anfangs dachte ich, das es sich hierbei um eine mißglückte Darstellung von Rabbit – einem Mitbewohner aus dem Zauberland – handelt. Gegen diese Hypothese sprechen aber die dargestellten Größen Proportionen. Der kleine Hase in den Armen von Puuh kommt nämlich gerade auf 1 / 3 der Größe des gierigen Honig Freundes. Rabbit ist aber sowohl in den Büchern als auch den Disney Zeichentrickfilmen als ähnlich groß gewachsen wie der dickliche Bär geschildert. Folglich vergnügt sich der Honig Freund hier wohl mit einem Kuschel Tier. Dies scheint ihm auch sichtlich Freude zu bereiten – das zufrieden selige Lächeln mit geschlossenen Augen spricht hier eine deutliche Sprache. Der Hase selbst wirkt a biserl wie das Alkoholdelir eines fortgeschrittenen Trinkers und entstammt wohl ausschließlich der Fantasie von Bullyland. Sowohl in den Büchern von Milne als auch den entsprechenden Adaptionen von Disney finden sich keinerlei Quellen über ein Kuscheltier von Winnie Puuh in Hasen Form.
Hipster Mütter samt ihrer 3 – 6 jährigen Sprösslinge werden die Figur zwar mit Sicherheit herzallerliebst finden – der LSD Hase ist ja so individuell - ; als konservativer Sammler klassischer Kinderbuch- und Comic Figuren kann ich derlei Quellen freier Interpretation aber nur bedingt etwas abgewinnen. Bei Puuh dem Bären lautet die Assoziationskette eindeutig Honig und nicht Kuscheltier. Und wenn schon Kuscheltier; dann bitte auch ein kindgerecht modelliertes. Bei diesem Hasen dürfte mancher zart beseideter drei Jährige gar Albträume bekommen.
Bezüglich des verwendeten Materials braucht sich die kauf interessierte Hipster Mutter keine Sorgen zu machen. Der mit LSD Hasen kuschelnde Bär ist aus PVC freiem und absolut Geruch neutralem Kunststoff gefertigt. Kein Untergang des Abendlandes also, wenn die Figur aus Versehen kurz im Mund des Kindes landen sollte.
Die Standfestigkeit der Figur gibt keinen Anlass zum granteln. Ohne zu wackeln oder gar umzufallen ließ sie sich auf jeder beliebigen geraden Fläche postieren.

Der kuschelnde Bär : Bemalung.

Natürlich ist auch diese Bullyland Figur wieder von Hand bemalt. Diesbezüglich hat Bullyland zumindest eine handwerklich solide Arbeit abgeliefert. Sprich, sämtliche Farbübergänge sind weitgehend sauber ausgeführt. Lediglich bei den Pfoten des Hasen gibt es minimale Unsauberkeiten zu entdecken. Die Art der Bemalung ist allerdings zumindest bei dem Langohr – der Bär selbst gibt nur wenig Variationsmöglichkeiten her; Bullyland orientiert sich hier an der Puuh Variante von Disney - durchaus diskutierbar. Rosa in Kombination mit weiß wirkt doch etwas befremdlich und lässt an eine Karnevals Veranstaltung für Kuschel Tiere denken.

Der kuschelnde Bär : Bezugsmöglichkeiten.

Da es sich bei der Figur um ein Geburtstags Geschenk gehandelt hat, dürfte ich über den Neupreis der Figur eigentlich keine Angaben machen können. Je nach Anbieter wird man für den kuschelnden Bären laut Wissens Götze google ungefähr +/-5 Euro zu berappen haben. Dieser Preis deckt sich auch mit meiner bei Karstadt durchgeführten Preis Suche.

Der kuschelnde Bär : zusammenfassende Kritik.

Alles in allem eine höchst durchschnittlich modellierte und bemalte Bullyland Figur, welche sich in seiner grundsätzlichen Modellierung klar an der kindgerechten Disney Adaption orientiert und mit der literarischen Vorlage von Milne nicht viel gemein hat. Bullyland gestaltet die Figur sogar noch kindgerechter als Disney und spendiert dem bei Figur 12328 leider gar nicht Honig naschenden Bären gar noch ein kafkaeskes Kucheltier. Für jede Hipster Mutter mit LSD Erfahrung und entsprechenden Sprösslingen zwischen 2 – 6 Jahren sicherlich eine dufte Kaufempfehlung; das Asyl in meiner Vitrine dürfte allerdings nur von kurzer Dauer sein. 3 von 5 Punkte für den kuschelnden Bären scheinen mir ein angebrachtes Urteil....

Artikel bei ciao.de bewerten ? hier klicken


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen