Der kuschelnde Bär : Asyl in meiner
Vitrine ?
Obwohl ich den
mitunter recht liebevoll bemalten Figuren von Bullyland und Schleich
alles andere als abgeneigt bin, wollte ich meine leider allzu
reichhaltige Sammlung zukünftig eher verkleinern als vergrößern.
Zum einen aus quantitativen Gründen – die Aufnahme Kapazität
jeder Vitrine ist irgend wann einmal erschöpft - ; zu anderen aber
auch aus qualitativen Gründen. Gerade bei den Figuren von Schleich
ist seit Jahren eine fast inflationäre Ausweitung des Figuren Kosmos
zu beobachten. Besonders im Falle der Schlümpfe wird fast alles
verschlumpft, was bei 3 noch nicht in Gargamels Kochtopf gelandet ist
. Bestenfalls durchschnittlich modellierte und im klassischen
Schlümpfe Kosmos von Peyo nicht vorkommende Figuren wie Hochzeit
oder Büro Schlümpfe sind hier und waren Folgen dieser expansiven
Neuerscheinungspolitik.
Aber im folgenden
sollen die Schlümpfe und Schleich nicht weiter schlumpfen. Zu meinem
Geburtstag hat nämlich meine mir selbst auferlegte Zurückhaltung
Politik bezüglich der Neuanschaffung von derartigen Figuren einen
empfindlichen Dämpfer erhalten. Von einigen Gratulanten lagen
nämlich einige neue Schleich- und Bullyland Figuren auf dem Gaben
Tisch. Beispielsweise in Form der Bullyland Figur 12328,
welche den übergewichtigen Honig Junkie Winnie Puuh samt
Hasen in Kuschel Haltung zeigt. Ob diese Figur dauerhaftes
Asyl in meiner übervollen Sammler Vitrine erhält, soll im folgenden
kurz erörtert werden.
Der kuschelnde Bär : sein
geschichtlicher Hintergrund.
Um
die Modellierung der vorgestellten Bullyland Figur besser einordnen
zu können,ist es sinnvoll, etwas tiefer in der Vita des Honig
süchtigen Bären zu graben. Pu
der Bär ist im Grunde nämlich nicht mehr der jüngste. Er wurde
nämlich bereits im Jahr 1926 von dem englischen Kinderbuchautor Alan
Milne erschaffen. In diesem
Jahr erschien nämlich dessen Werk Winnie-the-Pooh ,
welches sich rasch auch international zu einem beachtlichen Erfolg
entwickelte.
Hauptfigur ist ein dicklicher Bär von
„eher geringem Verstand“, welcher mit seinen Spezies (Esel,
Ferkel, Tiger, Hase usw) in einem Zauberwald lebt und den lieben
langen Tag damit beschäftigt ist, Honig in sich rein zu schaufeln
und lustige Lieder zu trällern ( „Meine Nase riecht Honig auf
allen Wegen“ und ähnliche sein Suchtverhalten verherrlichende
Lieder).
Pu der Bär ist im Grunde ein sehr
gutmütiger und ruhiger Zeitgenosse. Lediglich der Mangel an Honig
lässt ihn mitunter etwas unruhig werden. Um an die goldgelbe
Leckerei zu kommen, ist ihm keine Gefahr zu groß und kein Weg zu
beschwerlich. Seine langsame Motorik und sein eher geringer Verstand
machen ihm allerdings bei seiner Suchtbefriedigung des öfteren einen
Riegel vor den Honigtopf.
Illustriert wurde die englische
Originalausgabe von dem Illustrator Ernest Shepard
. Dieser orientierte sich bei Pu an einem Stofftier von Milnes Sohn
Robin, einem eher zotteligen und normalgewichtigen Braunbären.
Seine heutzutage bekannte
Form erhielt Pu erst durch die Walt Disney Studios, welche spätestens
in den 60er Jahren (die ersten weltweit vertriebenen Pu der Bär
Zeichentrickfilme) auf den Erfolg des Honig gierenden Bären
aufmerksam wurden. Er wurde in eine Kind gerechtere und weltweit
vermarktbare Form getrimmt. Das Gesicht wurde lieblicher (oder
trotteliger, wie man möchte), das Fell weniger zottelig und heller,
die Figur deutlich dicklicher.
Mit Shephards
Illustrationen hatte der Disney Bär zwar nicht mehr viel gemein –
fraglos ließ er sich aber vortrefflich als Teil des Dollar
wiehernden Disney Merchandising vermarkten.
Der kuschelnde Bär :
Modellierung.
Unschwer zu erkennen, das
sich Bullyland bei der etwas mehr als 6 cm großen und +/- 20 g.
schweren Figur 12328 primär an der kindgerechten Puuh
Interpretation von Disney orientiert. Ein gutmütig dicklicher
Schmuse Bär, wie er im Buche steht ! So Honig auf geschwollen dick
gar, das der grell rot bemalte Pullover eher wie ein Schlauch wirkt ,
welcher mit knapper Not knapp bis unter die Bären Brust reicht.
Ansonsten ist der Bär unbekleidet. Sein Fell ist glatt und im Stil
eines Goldbären bemalt. In seinen Armen hält er in andächtiger
Kuschel Haltung einen weißen Hasen mit rosa (!) Ohren und Pfoten.
Anfangs dachte ich, das es sich hierbei um eine mißglückte
Darstellung von Rabbit – einem Mitbewohner aus dem Zauberland –
handelt. Gegen diese Hypothese sprechen aber die dargestellten Größen
Proportionen. Der kleine Hase in den Armen von Puuh kommt nämlich
gerade auf 1 / 3 der Größe des gierigen Honig Freundes. Rabbit ist
aber sowohl in den Büchern als auch den Disney Zeichentrickfilmen
als ähnlich groß gewachsen wie der dickliche Bär geschildert.
Folglich vergnügt sich der Honig Freund hier wohl mit einem Kuschel
Tier. Dies scheint ihm auch sichtlich Freude zu bereiten – das
zufrieden selige Lächeln mit geschlossenen Augen spricht hier eine
deutliche Sprache. Der Hase selbst wirkt a biserl wie das
Alkoholdelir eines fortgeschrittenen Trinkers und entstammt wohl
ausschließlich der Fantasie von Bullyland. Sowohl in den Büchern
von Milne als auch den entsprechenden Adaptionen von Disney finden
sich keinerlei Quellen über ein Kuscheltier von Winnie Puuh in
Hasen Form.
Hipster
Mütter samt ihrer 3 – 6 jährigen Sprösslinge werden die Figur
zwar mit Sicherheit herzallerliebst finden – der LSD Hase ist ja so
individuell - ; als konservativer Sammler klassischer Kinderbuch- und
Comic Figuren kann ich derlei Quellen freier Interpretation aber nur
bedingt etwas abgewinnen. Bei Puuh dem Bären lautet die
Assoziationskette eindeutig Honig und nicht Kuscheltier. Und wenn
schon Kuscheltier; dann bitte auch ein kindgerecht modelliertes. Bei
diesem Hasen dürfte mancher zart beseideter drei Jährige gar
Albträume bekommen.
Bezüglich
des verwendeten Materials braucht sich die kauf interessierte Hipster
Mutter keine Sorgen zu machen. Der mit LSD Hasen kuschelnde Bär ist
aus PVC freiem und absolut Geruch neutralem Kunststoff gefertigt.
Kein Untergang des Abendlandes also, wenn die Figur aus Versehen kurz
im Mund des Kindes landen sollte.
Die
Standfestigkeit der Figur gibt keinen Anlass zum granteln. Ohne zu
wackeln oder gar umzufallen ließ sie sich auf jeder beliebigen
geraden Fläche postieren.
Der kuschelnde Bär :
Bemalung.
Natürlich
ist auch diese Bullyland Figur wieder von Hand bemalt. Diesbezüglich
hat Bullyland zumindest eine handwerklich solide Arbeit abgeliefert.
Sprich, sämtliche Farbübergänge sind weitgehend sauber ausgeführt.
Lediglich bei den Pfoten des Hasen gibt es minimale Unsauberkeiten zu
entdecken. Die Art der Bemalung ist allerdings zumindest bei dem
Langohr – der Bär selbst gibt nur wenig Variationsmöglichkeiten
her; Bullyland orientiert sich hier an der Puuh Variante von Disney -
durchaus diskutierbar. Rosa in Kombination mit weiß wirkt doch
etwas befremdlich und lässt an eine Karnevals Veranstaltung für
Kuschel Tiere denken.
Der kuschelnde Bär :
Bezugsmöglichkeiten.
Da
es sich bei der Figur um ein Geburtstags Geschenk gehandelt hat,
dürfte ich über den Neupreis der Figur eigentlich keine Angaben
machen können. Je nach Anbieter wird man für den kuschelnden Bären
laut Wissens Götze google ungefähr +/-5 Euro zu berappen haben.
Dieser Preis deckt sich auch mit meiner bei Karstadt durchgeführten
Preis Suche.
Der kuschelnde Bär :
zusammenfassende Kritik.
Alles
in allem eine höchst durchschnittlich modellierte und bemalte
Bullyland Figur, welche sich in seiner grundsätzlichen Modellierung
klar an der kindgerechten Disney Adaption orientiert und mit der
literarischen Vorlage von Milne nicht viel gemein hat. Bullyland
gestaltet die Figur sogar noch kindgerechter als Disney und spendiert
dem bei Figur 12328 leider gar nicht Honig naschenden Bären gar noch
ein kafkaeskes Kucheltier. Für jede Hipster Mutter mit LSD Erfahrung
und entsprechenden Sprösslingen zwischen 2 – 6 Jahren sicherlich
eine dufte Kaufempfehlung; das Asyl in meiner Vitrine dürfte
allerdings nur von kurzer Dauer sein. 3 von 5 Punkte für den
kuschelnden Bären scheinen mir ein angebrachtes Urteil....
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