Clowns
durch die Luft schiessen oder Freizeitspass anno 1981
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Als
ich gestern nach viel zu langer Winterpause endtlich einmal wieder
über den Flohmarkt schlenderte, lachte mich bereits von weitem eine
grosse Kiste mit Video- und Computerspielen aus den 80er Jahren an.
Viele noch orginalverpackte Spiele für den C64; des weiteren eine
ganze Amada an Modulen für das damals sehr weit verbreitete Atari
2600. Insgesamt sicherlich an die 40 Spiele. Ich merkte, wie ich
leicht zu Zittern anfing und mich eine dezente Gier erfasste. Bemüht,
mir dies nicht anmerken zu lassen, trat ich mit dem Verkäufer in die
obligatorischen Verkaufsverhandlungen. Als dieser was von 20 Euro für
die ganze Kiste faselte, schlug mein Herz plötzlich 180 BPM. Hier
gab es nichts mehr zu überlegen oder handeln – ich kam, sah und
kaufte.
Ohne
mich noch um die weiteren Stände zu kümmern, ging ich stante Pede
nach Hause. Unbedingt wollte ich sofort meine Videospielkleinode
ausprobieren – gerade die Atari 2600 Module ließen mir zunehmend
das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Da
mein schickes Atari 2600 Holz noch aufgrund eines anderen
Testberichtes (vgl.
http://www.ciao.de/Atari_2600_Pole_Position__Test_8911302)
an den Fernseher angeschlossen war, konnte der Spass dann auch
relativ zeitnah losgehen.
Schnell
blieb ich bei einem Modul bis heute früh um 03.00 hängen, welches
hier näher vorgestellt werden soll.
Das
Spiel See Saw wurde bereits im Jahre 1980 unter dem Namen Circus
Atari veröffentlicht und ist eine Umsetzung des
Spielhallenklassikers Circus, welcher bereits 1977 als Spielautomat
gedaddelt werden konnte. Spielhallen hatten damals noch einen
gänzlich anderen Charakter als heute; standen doch eher Arcade- und
weniger Glücksspiele im Vordergrund. Ganze Generationen von
Heranwachsenden verbrachten in derartigen Einrichtungen ihre
Freizeit; Spielautomaten und deren mehr oder weniger gelungene
Umsetzung für die populär werdenden Heimcomputersysteme begann zu
einem rasant werdenden Massenmarkt zu werden. See Saw erschien daher
Anfang der 80er Jahre für beinahe alle populären
Heimcomputersysteme (VC20, C64, TRS-80) und verkaufte sich für
damalige Verhältnisse sehr gut.
Die
Atari 2600 Version wurde von Mike Lorenzen programmiert, welcher sich
ein paar Jahre später für den Atari Klassiker Pittfall 2
verantwortlich zeigen sollte.
Bei
See Saw handelt es sich um eine sehr interessante Breakout oder
Arkanoid Variante. Ein Clown sitzt hier auf einer vom Spieler nach
links und rechts steuerbaren Wippe. Die Wippe befindet sich auf der
Unterseite des Bildschirmes. Ein weiterer Pappnasenträger hüpft
dann von der Bildschirmseite in das Bild und fällt in Richtung der
Wippe. Aufgabe des Spielers ist es, die leere Seite der Wippe so
unter dem in das Bild hüpfenden zweiten Clown zu postieren, das er
diese trifft. Plausible Gesetze der Naturwissenschaft – der erste
Clown wird hierdurch in die Höhe geschleudert.
Schon
ganz begierig darauf, einen oder mehrere Luftballons am oberen
Bildschirmrand einzusammeln. Eine Arbeit, welche nie ausgeht, da hier
stetig drei Reihen an Luftballons von links nach rechts durch das
Bild scrollen. Sobald diese komplett abgeräumt sind, ist das Level
geschafft. Für jeden eingesammelten Luftballon gibt es für den
Spieler Punkte.
Grafisch
bewegt sich das Spiel auch für damalige Verhältnisse auf eher
durchschnittlichem Niveau. Und trotzdem vermag es den Spieler sofort
in seinen Bann zu ziehen. Eines der ersten Male in der
Videospielgeschichte, wo bewusst mit dem Stilmittel des Humors
gearbeitet wurde. Einfach lustig anzusehen, wenn der Clown in die
Höhe geschleudert wird. Ebenfalls sehenswert, wenn die Wippe eben
gerade nicht getroffen wurde. Die Soundeffekte- und Hintergrundmusik
untermauern diesen Eindruck weiter. Lustige Circusmusik begleitet
einem beim Platzen der Luftballons. Gerade durch die grafische
Reduktion auf das Wesentliche bleibt der Motivationsfaktor bei See
Saw konstant hoch. Hier lenken garantiert keine grafisch oppulenten
Zwischensequenzen vom Spielgesehen ab. Einzig das Erreichen des
nächsten Levels steht hier im Vordergrund.
Meines
Wissens wurde bei See Saw auch zum ersten Mal mit Extras wie
Extraleben, Punktegutschriften etc. gearbeitet, was nochmals hilft,
den Motivationsfaktor anzuheben. Das Spiel ist auf jeden Fall ein
zeitloser Klassiker, welches von jedem Alte Schule Spieler einmal
probe gespielt werden sollte. Mich hielt es heute Nacht jedenfalls
geschlagene 4 stunden in seinem Bann; bei Level 9 und mit brennenden
Augen begab ich mich notgedrungen ins Bett.
Wer
noch ein Atari 2600 besitzen sollte und Lust auf das Spiel bekommen
haben sollte, kann es für ein paar Euro bei Amazon oder der Bucht
erstehen. Für Handybesitzer steht sogar ein Android Remake zur
Verfügung
(https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mobile.atari.circusatari&hl=de).