Sonntag, 24. März 2013

Clowns durch die Luft schiessen oder Freizeitspass anno 1981

Clowns durch die Luft schiessen oder Freizeitspass anno 1981

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Als ich gestern nach viel zu langer Winterpause endtlich einmal wieder über den Flohmarkt schlenderte, lachte mich bereits von weitem eine grosse Kiste mit Video- und Computerspielen aus den 80er Jahren an. Viele noch orginalverpackte Spiele für den C64; des weiteren eine ganze Amada an Modulen für das damals sehr weit verbreitete Atari 2600. Insgesamt sicherlich an die 40 Spiele. Ich merkte, wie ich leicht zu Zittern anfing und mich eine dezente Gier erfasste. Bemüht, mir dies nicht anmerken zu lassen, trat ich mit dem Verkäufer in die obligatorischen Verkaufsverhandlungen. Als dieser was von 20 Euro für die ganze Kiste faselte, schlug mein Herz plötzlich 180 BPM. Hier gab es nichts mehr zu überlegen oder handeln – ich kam, sah und kaufte.
Ohne mich noch um die weiteren Stände zu kümmern, ging ich stante Pede nach Hause. Unbedingt wollte ich sofort meine Videospielkleinode ausprobieren – gerade die Atari 2600 Module ließen mir zunehmend das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Da mein schickes Atari 2600 Holz noch aufgrund eines anderen Testberichtes (vgl. http://www.ciao.de/Atari_2600_Pole_Position__Test_8911302) an den Fernseher angeschlossen war, konnte der Spass dann auch relativ zeitnah losgehen.
Schnell blieb ich bei einem Modul bis heute früh um 03.00 hängen, welches hier näher vorgestellt werden soll.

Das Spiel See Saw wurde bereits im Jahre 1980 unter dem Namen Circus Atari veröffentlicht und ist eine Umsetzung des Spielhallenklassikers Circus, welcher bereits 1977 als Spielautomat gedaddelt werden konnte. Spielhallen hatten damals noch einen gänzlich anderen Charakter als heute; standen doch eher Arcade- und weniger Glücksspiele im Vordergrund. Ganze Generationen von Heranwachsenden verbrachten in derartigen Einrichtungen ihre Freizeit; Spielautomaten und deren mehr oder weniger gelungene Umsetzung für die populär werdenden Heimcomputersysteme begann zu einem rasant werdenden Massenmarkt zu werden. See Saw erschien daher Anfang der 80er Jahre für beinahe alle populären Heimcomputersysteme (VC20, C64, TRS-80) und verkaufte sich für damalige Verhältnisse sehr gut.
Die Atari 2600 Version wurde von Mike Lorenzen programmiert, welcher sich ein paar Jahre später für den Atari Klassiker Pittfall 2 verantwortlich zeigen sollte.

Bei See Saw handelt es sich um eine sehr interessante Breakout oder Arkanoid Variante. Ein Clown sitzt hier auf einer vom Spieler nach links und rechts steuerbaren Wippe. Die Wippe befindet sich auf der Unterseite des Bildschirmes. Ein weiterer Pappnasenträger hüpft dann von der Bildschirmseite in das Bild und fällt in Richtung der Wippe. Aufgabe des Spielers ist es, die leere Seite der Wippe so unter dem in das Bild hüpfenden zweiten Clown zu postieren, das er diese trifft. Plausible Gesetze der Naturwissenschaft – der erste Clown wird hierdurch in die Höhe geschleudert.
Schon ganz begierig darauf, einen oder mehrere Luftballons am oberen Bildschirmrand einzusammeln. Eine Arbeit, welche nie ausgeht, da hier stetig drei Reihen an Luftballons von links nach rechts durch das Bild scrollen. Sobald diese komplett abgeräumt sind, ist das Level geschafft. Für jeden eingesammelten Luftballon gibt es für den Spieler Punkte.

Grafisch bewegt sich das Spiel auch für damalige Verhältnisse auf eher durchschnittlichem Niveau. Und trotzdem vermag es den Spieler sofort in seinen Bann zu ziehen. Eines der ersten Male in der Videospielgeschichte, wo bewusst mit dem Stilmittel des Humors gearbeitet wurde. Einfach lustig anzusehen, wenn der Clown in die Höhe geschleudert wird. Ebenfalls sehenswert, wenn die Wippe eben gerade nicht getroffen wurde. Die Soundeffekte- und Hintergrundmusik untermauern diesen Eindruck weiter. Lustige Circusmusik begleitet einem beim Platzen der Luftballons. Gerade durch die grafische Reduktion auf das Wesentliche bleibt der Motivationsfaktor bei See Saw konstant hoch. Hier lenken garantiert keine grafisch oppulenten Zwischensequenzen vom Spielgesehen ab. Einzig das Erreichen des nächsten Levels steht hier im Vordergrund.

Meines Wissens wurde bei See Saw auch zum ersten Mal mit Extras wie Extraleben, Punktegutschriften etc. gearbeitet, was nochmals hilft, den Motivationsfaktor anzuheben. Das Spiel ist auf jeden Fall ein zeitloser Klassiker, welches von jedem Alte Schule Spieler einmal probe gespielt werden sollte. Mich hielt es heute Nacht jedenfalls geschlagene 4 stunden in seinem Bann; bei Level 9 und mit brennenden Augen begab ich mich notgedrungen ins Bett.

Wer noch ein Atari 2600 besitzen sollte und Lust auf das Spiel bekommen haben sollte, kann es für ein paar Euro bei Amazon oder der Bucht erstehen. Für Handybesitzer steht sogar ein Android Remake zur Verfügung (https://play.google.com/store/apps/details?id=com.mobile.atari.circusatari&hl=de).

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