Winnie Puuh : und wie er in meine
Vitrine kam.
Leser meiner
älteren Berichte werden vielleicht in Erinnerung behalten haben, das
ich trotz einer eigentlich längst abgeschlossenen Kindheitsphase
leidenschaftlicher Sammler der teilweise wunderbar modellierten
Figuren aus dem Hause Bullyland und Schleich bin. Als ich vor Monaten
auf einem eigentlich bescheiden bestückten Flohmarkt 46 dieser
Figuren im vortrefflichen Zustand zum wenig jammervollen Preis von 7
Euro erstehen konnte, war meine Freude natürlich entsprechend.
Neben vielen
Schlümpfen und Figuren aus dem Entenhausener Mikrokosmos war in dem
Konvolut auch Winnie Puuh in verschiedenen Ausführungen
enthalten.
Eine zeigt den
übergewichtigen Honigfreund mit Schal und trägt im Bullyland
Katalog die Bestellnummer 12327.
Winnie Puuh : sein Lebensweg.
Pu
der Bär ist im Grunde nicht mehr der jüngste. Er wurde nämlich
bereits im Jahr 1926 von dem englischen Kinderbuchautor Alan
Milne erschaffen. In diesem
Jahr erschien nämlich dessen Werk Winnie-the-Pooh ,
welches sich rasch auch international zu einem beachtlichen Erfolg
entwickelte.
Hauptfigur ist ein dicklicher Bär von
„eher geringem Verstand“, welcher mit seinen Spezies (Esel,
Ferkel, Tiger usw) in einem Zauberwald lebt und den lieben langen Tag
damit beschäftigt ist, Honig in sich rein zu schaufeln und lustige
Lieder zu trällern ( „Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen“
und ähnliche sein Suchtverhalten verherrlichende Lieder).
Pu der Bär ist im Grunde ein sehr
gutmütiger und ruhiger Zeitgenosse. Lediglich der Mangel an Honig
lässt ihn mitunter etwas unruhig werden. Um an die goldgelbe
Leckerei zu kommen, ist ihm keine Gefahr zu groß und kein Weg zu
beschwerlich. Seine langsame Motorik und sein eher geringer Verstand
machen ihm allerdings bei seiner Suchtbefriedigung des öfteren einen
Riegel vor den Honigtopf.
Illustriert
wurde die englische Originalausgabe von dem Illustrator Ernest
Shepard . Dieser orientierte sich bei Pu an einem Stofftier von
Milnes Sohn Robin, einem eher zotteligen und normalgewichtigen
Braunbären.
Seine heutzutage
bekannte Form erhielt Pu erst durch die Walt Disney Studios, welche
spätestens in den 60er Jahren (die ersten weltweit vertriebenen Pu
der Bär Zeichentrickfilme) auf den Erfolg des Honig gierenden Bären
aufmerksam wurden. Er wurde in eine Kind gerechtere und weltweit
vermarktbare Form getrimmt. Das Gesicht wurde lieblicher (oder
trotteliger, wie man möchte), das Fell weniger zottelig und heller,
die Figur deutlich dicklicher.
Mit Shephards
Illustrationen hatte der Disney Bär zwar nicht mehr viel gemein –
fraglos ließ er sich aber vortrefflich als Teil des Dollar
wiehernden Disney Merchandising vermarkten.
Winnie Puuh :
Modellierung.
Doch zurück zu der
eigentlich interessierenden Bullyland Figur. Diese ist ungefähr 6,5
cm hoch und recht leichten Gewichtes (knapp über 20 g). Zu sehen ist
ein treudoof lächelnder Winie Puuh, welcher um seinen Hals einen
hellgrünen und überdimensioniert wirkenden Schal trägt. Er ist
recht übergewichtig modelliert. Sein Bauch scheint vom vielen Honig
fast zu platzen. Zumindest reicht das viel zu kleine rote Leiberl
nicht dazu aus, diesen adäquat zu bedecken. Leiberl ist bei dieser
Figur sowieso übertrieben. Der rote Pullover schaut aus, als ob man
ihn nach dem ersten drittel einfach abgeschnitten hätte. Um
tatsächlich den Eindruck eines durch den dicken Bauch nach oben
gerutschten Kleidungsstückes zu bekommen, hätte Bullyland diesen
etwas länger modellieren müssen.
Das Gesicht wirkt
zwar kindgerecht freundlich – allerdings fast schon a biserl auf
geschwommen. Die Augenbrauen wirken etwas unnatürlich nach oben
gezogen. Puuh wirkt bei dieser Figur fast a biserl so, als ob sein
Honigtopf das letzte Mal auch ein paar Opiate enthalten hätte.
Irgendwie etwas weggetreten.
Der Schal ist zwar
durchaus trefflich modelliert. Gleichwohl fehlt hier jeglicher Bezug
sowohl zu der Kinderbuch als auch zu der auf Massenkompatibilität
getrimmten Disney Vorlage. In keinem mir bekannten Falle wird der
Honig süchtige Bär als besonders Kälte empfindlich dargestellt.
Ein Bezug zu seinem
größten Laster – der Honig Nascherei – fehlt bei der Bullyland
Figur 12327 aus unerfindlichen Gründen völlig.
Alles in allem eine
höchst durchschnittlich modellierte Figur, welche sowohl zu der
literarischen als auch zu der adaptierten Disney Vorlage nur wenig
Bezug nimmt.
Auch
diese Bullyland Figur besteht aus PVC freiem Kunststoff. Dieser ist
angenehm Geruchs neutral. In dieser Beziehung unterscheidet sich der
aufgeschwommene Bär natürlich wohltuend von vielen Billigfiguren
Marke Fernost, welche vielfach übler als ein crystal meth Labor im
Ostblock riechen.
Winnie Puuh :
Bemalung.
Natürlich ist auch diese Bullyland
Figur wieder von Hand bemalt. Zumindest auf den ersten Blick gibt es
in dieser Dimension nur wenig zu kritisieren. Die Farbübergänge
sind durchaus sauber herausgearbeitet. Betrachtet man allerdings die
Naht des Pullovers etwas genauer, wird man dich einige kleinere
Unsauberkeiten feststellen.
Die Farbgebung orientiert sich
natürlich stark an der Disney Vorlage. Die Farbgebung des Schales
ist für mein Dafürhalten etwas zu grell geraten – aber sei es
drum. Alles in allem eine handwerklich durchaus solide bemalte Figur
mit kleinen Schwächen im Detail.
Winnie Puuh :
Bezugsmöglichkeiten.
Auf dem Flohmarkt
habe ich für die Figur etwa 20 Cent bezahlt. Natürlich ist der Esel
aber auch noch als Neuware erhältlich. Am günstigsten momentan wohl
wieder bei den Oligopolfreunden von amazon.de. Hier ist die Figur zum
Preis von 1,90 Euro erhältlich. Hinzu kommen allerdings noch 1,99
Euro an Porto. Macht nach Adam Riese ein Gesamtpreis von 3,89 Euro.
Mit etwas Glück
dürfte die Figur 12327 aber auch in Spielwarenläden mit etwas
größerer Schleich- oder Bullyland Abteilung zu finden sein. Hier
wird man dann mit einem Preis von +/- 4 Euro zu rechnen haben.
Winnie Puuh :
Zusammenfassende Kritik.
3 von 5 Punkte
erscheinen für die Bullyland Figur 12327 ein angemessenes Urteil.
Etwas zu auf geschwommen weggetreten modelliert, zeigen sich auch
kleinere Schwächen in der Bemalung (Naht des Pullovers). Außerdem
stellt sich die Frage, warum Bullyland den Bären ausgerechnet mit
einem Schal darstellen musste. Sowohl in der literarischen Vorlage
als auch in den entsprechenden Zeichentrickfilmen wird man
diesbezüglich wohl keine Hinweise finden. Winie
Puuh verweist eigentlich klar auf Honig – dieser Verweis fehlt bei
der Figur aber völlig. Alles in allem eine Durchschnittsfigur ,
welche in einer normal sortierten Bullyland Sammlung ruhig fehlen
darf...
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