Freitag, 3. Oktober 2014

Dicker Bär von geringem Verstand hält stetig den Honigtopf in der Hand.

Winnie Puuh : und wie er in meine Vitrine kam.

Leser meiner älteren Berichte werden vielleicht in Erinnerung behalten haben, das ich trotz einer eigentlich längst abgeschlossenen Kindheitsphase leidenschaftlicher Sammler der teilweise wunderbar modellierten Figuren aus dem Hause Bullyland und Schleich bin. Als ich vor Monaten auf einem eigentlich bescheiden bestückten Flohmarkt 46 dieser Figuren im vortrefflichen Zustand zum wenig jammervollen Preis von 7 Euro erstehen konnte, war meine Freude natürlich entsprechend.
Neben vielen Schlümpfen und Figuren aus dem Entenhausener Mikrokosmos war in dem Konvolut auch Winnie Puuh in verschiedenen Ausführungen enthalten.
Eine zeigt den übergewichtigen Honigfreund mit Schal und trägt im Bullyland Katalog die Bestellnummer 12327.

Winnie Puuh : sein Lebensweg.

Pu der Bär ist im Grunde nicht mehr der jüngste. Er wurde nämlich bereits im Jahr 1926 von dem englischen Kinderbuchautor Alan Milne erschaffen. In diesem Jahr erschien nämlich dessen Werk Winnie-the-Pooh , welches sich rasch auch international zu einem beachtlichen Erfolg entwickelte.
Hauptfigur ist ein dicklicher Bär von „eher geringem Verstand“, welcher mit seinen Spezies (Esel, Ferkel, Tiger usw) in einem Zauberwald lebt und den lieben langen Tag damit beschäftigt ist, Honig in sich rein zu schaufeln und lustige Lieder zu trällern ( „Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen“ und ähnliche sein Suchtverhalten verherrlichende Lieder).
Pu der Bär ist im Grunde ein sehr gutmütiger und ruhiger Zeitgenosse. Lediglich der Mangel an Honig lässt ihn mitunter etwas unruhig werden. Um an die goldgelbe Leckerei zu kommen, ist ihm keine Gefahr zu groß und kein Weg zu beschwerlich. Seine langsame Motorik und sein eher geringer Verstand machen ihm allerdings bei seiner Suchtbefriedigung des öfteren einen Riegel vor den Honigtopf.
Illustriert wurde die englische Originalausgabe von dem Illustrator Ernest Shepard . Dieser orientierte sich bei Pu an einem Stofftier von Milnes Sohn Robin, einem eher zotteligen und normalgewichtigen Braunbären.
Seine heutzutage bekannte Form erhielt Pu erst durch die Walt Disney Studios, welche spätestens in den 60er Jahren (die ersten weltweit vertriebenen Pu der Bär Zeichentrickfilme) auf den Erfolg des Honig gierenden Bären aufmerksam wurden. Er wurde in eine Kind gerechtere und weltweit vermarktbare Form getrimmt. Das Gesicht wurde lieblicher (oder trotteliger, wie man möchte), das Fell weniger zottelig und heller, die Figur deutlich dicklicher.
Mit Shephards Illustrationen hatte der Disney Bär zwar nicht mehr viel gemein – fraglos ließ er sich aber vortrefflich als Teil des Dollar wiehernden Disney Merchandising vermarkten.

Winnie Puuh : Modellierung.

Doch zurück zu der eigentlich interessierenden Bullyland Figur. Diese ist ungefähr 6,5 cm hoch und recht leichten Gewichtes (knapp über 20 g). Zu sehen ist ein treudoof lächelnder Winie Puuh, welcher um seinen Hals einen hellgrünen und überdimensioniert wirkenden Schal trägt. Er ist recht übergewichtig modelliert. Sein Bauch scheint vom vielen Honig fast zu platzen. Zumindest reicht das viel zu kleine rote Leiberl nicht dazu aus, diesen adäquat zu bedecken. Leiberl ist bei dieser Figur sowieso übertrieben. Der rote Pullover schaut aus, als ob man ihn nach dem ersten drittel einfach abgeschnitten hätte. Um tatsächlich den Eindruck eines durch den dicken Bauch nach oben gerutschten Kleidungsstückes zu bekommen, hätte Bullyland diesen etwas länger modellieren müssen.
Das Gesicht wirkt zwar kindgerecht freundlich – allerdings fast schon a biserl auf geschwommen. Die Augenbrauen wirken etwas unnatürlich nach oben gezogen. Puuh wirkt bei dieser Figur fast a biserl so, als ob sein Honigtopf das letzte Mal auch ein paar Opiate enthalten hätte. Irgendwie etwas weggetreten.
Der Schal ist zwar durchaus trefflich modelliert. Gleichwohl fehlt hier jeglicher Bezug sowohl zu der Kinderbuch als auch zu der auf Massenkompatibilität getrimmten Disney Vorlage. In keinem mir bekannten Falle wird der Honig süchtige Bär als besonders Kälte empfindlich dargestellt.
Ein Bezug zu seinem größten Laster – der Honig Nascherei – fehlt bei der Bullyland Figur 12327 aus unerfindlichen Gründen völlig.
Alles in allem eine höchst durchschnittlich modellierte Figur, welche sowohl zu der literarischen als auch zu der adaptierten Disney Vorlage nur wenig Bezug nimmt.
Auch diese Bullyland Figur besteht aus PVC freiem Kunststoff. Dieser ist angenehm Geruchs neutral. In dieser Beziehung unterscheidet sich der aufgeschwommene Bär natürlich wohltuend von vielen Billigfiguren Marke Fernost, welche vielfach übler als ein crystal meth Labor im Ostblock riechen.

Winnie Puuh : Bemalung.

Natürlich ist auch diese Bullyland Figur wieder von Hand bemalt. Zumindest auf den ersten Blick gibt es in dieser Dimension nur wenig zu kritisieren. Die Farbübergänge sind durchaus sauber herausgearbeitet. Betrachtet man allerdings die Naht des Pullovers etwas genauer, wird man dich einige kleinere Unsauberkeiten feststellen.
Die Farbgebung orientiert sich natürlich stark an der Disney Vorlage. Die Farbgebung des Schales ist für mein Dafürhalten etwas zu grell geraten – aber sei es drum. Alles in allem eine handwerklich durchaus solide bemalte Figur mit kleinen Schwächen im Detail.

Winnie Puuh : Bezugsmöglichkeiten.

Auf dem Flohmarkt habe ich für die Figur etwa 20 Cent bezahlt. Natürlich ist der Esel aber auch noch als Neuware erhältlich. Am günstigsten momentan wohl wieder bei den Oligopolfreunden von amazon.de. Hier ist die Figur zum Preis von 1,90 Euro erhältlich. Hinzu kommen allerdings noch 1,99 Euro an Porto. Macht nach Adam Riese ein Gesamtpreis von 3,89 Euro.
Mit etwas Glück dürfte die Figur 12327 aber auch in Spielwarenläden mit etwas größerer Schleich- oder Bullyland Abteilung zu finden sein. Hier wird man dann mit einem Preis von +/- 4 Euro zu rechnen haben.

Winnie Puuh : Zusammenfassende Kritik.

3 von 5 Punkte erscheinen für die Bullyland Figur 12327 ein angemessenes Urteil. Etwas zu auf geschwommen weggetreten modelliert, zeigen sich auch kleinere Schwächen in der Bemalung (Naht des Pullovers). Außerdem stellt sich die Frage, warum Bullyland den Bären ausgerechnet mit einem Schal darstellen musste. Sowohl in der literarischen Vorlage als auch in den entsprechenden Zeichentrickfilmen wird man diesbezüglich wohl keine Hinweise finden. Winie Puuh verweist eigentlich klar auf Honig – dieser Verweis fehlt bei der Figur aber völlig. Alles in allem eine Durchschnittsfigur , welche in einer normal sortierten Bullyland Sammlung ruhig fehlen darf...

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