Donnerstag, 10. Oktober 2013

Startpage.com oder anonymes Suchen ohne amerikanische Mitleser.

Suchen im Internet oder dein Leben ist ein offenes Buch.

Jeder, welcher im Internet nach etwas sucht, hinterlässt zum einen Spuren, von welchen er in vielen Fällen nichts ahnt. Zum anderen hat sich der Suchmaschinenmarkt in den letzten Jahren immer weiter oligopolarisiert. Ein Löwenanteil der täglich stattfindenden Suchanfragen teilt sich auf eine Handvoll Anbieter auf. Diese speichern in riesigen Datenbanken Dinge wie Suchanfrage, IP – Adresse, Zeitpunkt des Besuches und angeklickte Links.
Hier entstanden global agierende Unternehmen, welche über eine Datenfülle verfügen, von welchen die Bundesregierung in den 80er Jahren noch nicht zu träumen gewagt hat. Was zu Zeiten der Volkszählung noch als Skandal angesehen wurde und folglich auch entsprechende Massenproteste hervorrief, geschieht in unseren Tagen vielfach freiwillig ohne weiter darüber nachzudenken.
Der Surfer verrät bei der Benutzung einer derartiger Suchmaschine oftmals unbewußt fast sein ganzes Leben. Von eher harmlosen Dingen wie Lieblingsband über schon intimere Details wie den politischen Präferenzen bis zu sicher in das private gehörenden Merkmalen wie sexuellen Vorlieben oder der persönlichen Krankheitsgeschichte gerät so ziemlich alles in die Fänge der nie satt werdenden Datenkraken.
Die Kombination der gespeicherten Merkmale erlaubt es, in der Geschichte noch nie dagewesene Persönlichkeitsstrukturen des Einzelnen zu erstellen.
Natürlich sehr interessant für die Werbewirtschaft. Noch nie war es einfacher, den Einzelnen mit selektiver Werbung zu torpedieren.
Wie die NSA Affaire unlängst gezeigt hat, natürlich auch für die Staatlichkeit und seine Geheimdienste. Nach Islam, Plastiksprengstoff und Anleitung zum Bombenbauen von der heimischen IP Adresse aus zu suchen , dürfte die nächste USA Einreise nicht gerade einfacher machen und eventuell unerwarteten Besuch um 05.00 früh bewirken. Viele der Suchmaschinendatenkraken sind US Datensammelprogrammen wie PRISM verpflichtet und geben ihre gesammelten Daten auch bereitwillig an die entsprechenden Behörden weiter.

Startpage.com oder meine Suche gehört mir.

Startpage.com versucht diesem schleichenden massiven Eingriff in die Privatsphäre des Einzelnen entgegenzuwirken und verspricht ein weitgehend anonymes und keine Spuren hinterlassendes Suchen im Netz. Laut Angaben des Betreibers wird hier bei einer Suche keine IP Adresse und keine Suchbegriffe gespeichert. Es werden ebenfalls keine Cookies gesetzt, welche Aufschluss über den Suchvorgang geben könnten.
Es wird ebenfalls zugesichert, keinerlei Daten an Dritte weiterzugeben. Startpage.com hat seinen Sitz in den Niederlanden und untersteht somit nicht der US – Gerichtsbarkeit. Folglich ist Startpage.com auch Programmen wie dem Patriot Act oder ähnlichen verpflichtet. Davon abgesehen – wo nichts gesammelt wird, kann auch nichts weitergegeben werden.
Sehr sinnvoll ist auch der enthaltene Proxy der Seite. Dieser erlaubt ein weitgehend anonymes Besuchen der gefundenen Suchergebnisse – ohne der besuchten Seite die eigene IP – Adresse mitzuteilen.
Dieses anonyme Surfen funktioniert in der Praxis allerdings nicht bei Texteingaben in Formularen oder Foren. Hier unterbinden die Betreiber von Startpage.com aus Sicherheitsgründen die Verwendung des Proxy. Man möchte schließlich kein Medium bereitstellen, mit welchem irgwelche Spinner ihre Hasstiraden im Netz verbreiten können.

Startpage.com oder spartanisch, praktisch, gut.

Startpage.com ist sehr spartanisch aufgemacht und erinnert von ihrem Design an die Datenkrake google. Direkt unterhalb des sehr einfach gestalteten Logos befindet sich in der Mitte des Bildschirmes die Suchmaske. Wie von google gewohnt, kann man festlegen, ob nach Bildern, Videos oder im Web gesucht werden soll. Hierzu ist lediglich der entsprechende Link in der linken oberen Bildschirmhälfte anzuklicken.
Startpage.com ist eine Meta – Suchmaschine und verfügt über keine eigene Suchfunktion. Die gesammelten Suchanfragen werden anonymisiert, an andere Suchmaschinen -google- weitergeleitet , gesammelt und dem Nutzer in einer Übersicht angezeigt. Die bereits angesprochene Proxy Funktion findet sich anklickbar unter jedem Suchergebnis.
Die Suche mit Startpage.com funktioniert in der Praxis sehr gut. Die gefundenen Ergebnisse werden übersichtlich formatiert dargestellt, lästige Werbeanzeigen findet man hier lediglich in Form von Textlinks. Die gefundenen Ergebnisse sind valide und entsprechen von der Qualität der von google.
Die Suche ist allerdings etwas langsamer als von google und Co gewohnt. Startpage.com ist schließlich eine Meta – Suchmaschine. Das heißt, die Suchanfragen müssen erst an andere Suchmaschinen weitergeleitet werden. Und dies kostet etwas Zeit – aber hier muss jeder Einzelne abwägen, ob ihm eine halbwegs geschützte Privatsphäre nicht wichtiger als ein paar Milisekunden Zeitersparnis sind.

Startpage.com und seine Kritik.

Startpage.com bekommt 5 von 5 Punkte. Die Seite ist sehr übersichtlich aufgemacht und von jedem, welcher bereits im Internet nach etwas gesucht hat, intuitiv zu bedienen. Sehr praktisch auch der enthaltene Proxy. Das dieser bei Texteingaben nicht funktioniert , ist nachvollziehbar.
Die gefundenen Suchergebnisse sind als sehr gut zu bezeichnen. Löblich, das hier auf allzu aufdringliche Werbung verzichtet wurde.
Die minimal langsamere Suche als bei der Daten gierigen Konkurrenz ist verschmerzbar,da sie mit einem unglaublichen Plus an Privatheit einhergeht. Kurzum – jeder, welcher von den immensen Datensammel Orgien einiger Oligopolisten genervt ist, sollte Startpage.com zu seiner Standartsuchmaschine machen.

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