Suchen im Internet oder dein Leben
ist ein offenes Buch.
Jeder, welcher im
Internet nach etwas sucht, hinterlässt zum einen Spuren, von welchen
er in vielen Fällen nichts ahnt. Zum anderen hat sich der
Suchmaschinenmarkt in den letzten Jahren immer weiter
oligopolarisiert. Ein Löwenanteil der täglich stattfindenden
Suchanfragen teilt sich auf eine Handvoll Anbieter auf. Diese
speichern in riesigen Datenbanken Dinge wie Suchanfrage, IP –
Adresse, Zeitpunkt des Besuches und angeklickte Links.
Hier entstanden
global agierende Unternehmen, welche über eine Datenfülle verfügen,
von welchen die Bundesregierung in den 80er Jahren noch nicht zu
träumen gewagt hat. Was zu Zeiten der Volkszählung noch als Skandal
angesehen wurde und folglich auch entsprechende Massenproteste
hervorrief, geschieht in unseren Tagen vielfach freiwillig ohne
weiter darüber nachzudenken.
Der Surfer verrät
bei der Benutzung einer derartiger Suchmaschine oftmals unbewußt
fast sein ganzes Leben. Von eher harmlosen Dingen wie Lieblingsband
über schon intimere Details wie den politischen Präferenzen bis zu
sicher in das private gehörenden Merkmalen wie sexuellen Vorlieben
oder der persönlichen Krankheitsgeschichte gerät so ziemlich alles
in die Fänge der nie satt werdenden Datenkraken.
Die Kombination
der gespeicherten Merkmale erlaubt es, in der Geschichte noch nie
dagewesene Persönlichkeitsstrukturen des Einzelnen zu erstellen.
Natürlich sehr
interessant für die Werbewirtschaft. Noch nie war es einfacher, den
Einzelnen mit selektiver Werbung zu torpedieren.
Wie die NSA
Affaire unlängst gezeigt hat, natürlich auch für die Staatlichkeit
und seine Geheimdienste. Nach Islam, Plastiksprengstoff und Anleitung
zum Bombenbauen von der heimischen IP Adresse aus zu suchen , dürfte
die nächste USA Einreise nicht gerade einfacher machen und eventuell
unerwarteten Besuch um 05.00 früh bewirken. Viele der
Suchmaschinendatenkraken sind US Datensammelprogrammen wie PRISM
verpflichtet und geben ihre gesammelten Daten auch bereitwillig an
die entsprechenden Behörden weiter.
Startpage.com oder meine Suche
gehört mir.
Startpage.com
versucht diesem schleichenden massiven Eingriff in die Privatsphäre
des Einzelnen entgegenzuwirken und verspricht ein weitgehend anonymes
und keine Spuren hinterlassendes Suchen im Netz. Laut Angaben des
Betreibers wird hier bei einer Suche keine IP Adresse und keine
Suchbegriffe gespeichert. Es werden ebenfalls keine Cookies gesetzt,
welche Aufschluss über den Suchvorgang geben könnten.
Es wird ebenfalls
zugesichert, keinerlei Daten an Dritte weiterzugeben. Startpage.com
hat seinen Sitz in den Niederlanden und untersteht somit nicht der US
– Gerichtsbarkeit. Folglich ist Startpage.com auch Programmen wie
dem Patriot Act oder ähnlichen verpflichtet. Davon abgesehen – wo
nichts gesammelt wird, kann auch nichts weitergegeben werden.
Sehr sinnvoll ist
auch der enthaltene Proxy der Seite. Dieser erlaubt ein weitgehend
anonymes Besuchen der gefundenen Suchergebnisse – ohne der
besuchten Seite die eigene IP – Adresse mitzuteilen.
Dieses anonyme
Surfen funktioniert in der Praxis allerdings nicht bei Texteingaben
in Formularen oder Foren. Hier unterbinden die Betreiber von
Startpage.com aus Sicherheitsgründen die Verwendung des Proxy. Man
möchte schließlich kein Medium bereitstellen, mit welchem irgwelche
Spinner ihre Hasstiraden im Netz verbreiten können.
Startpage.com oder spartanisch,
praktisch, gut.
Startpage.com
ist sehr spartanisch aufgemacht und erinnert von ihrem Design an die
Datenkrake google. Direkt unterhalb des sehr einfach gestalteten
Logos befindet sich in der Mitte des Bildschirmes die Suchmaske. Wie
von google gewohnt, kann man festlegen, ob nach Bildern, Videos oder
im Web gesucht werden soll. Hierzu ist lediglich der entsprechende
Link in der linken oberen Bildschirmhälfte anzuklicken.
Startpage.com ist
eine Meta – Suchmaschine und verfügt über keine eigene
Suchfunktion. Die gesammelten Suchanfragen werden anonymisiert, an
andere Suchmaschinen -google- weitergeleitet , gesammelt und dem
Nutzer in einer Übersicht angezeigt. Die bereits angesprochene Proxy
Funktion findet sich anklickbar unter jedem Suchergebnis.
Die Suche mit
Startpage.com funktioniert in der Praxis sehr gut. Die gefundenen
Ergebnisse werden übersichtlich formatiert dargestellt, lästige
Werbeanzeigen findet man hier lediglich in Form von Textlinks. Die
gefundenen Ergebnisse sind valide und entsprechen von der Qualität
der von google.
Die Suche ist
allerdings etwas langsamer als von google und Co gewohnt.
Startpage.com ist schließlich eine Meta – Suchmaschine. Das heißt,
die Suchanfragen müssen erst an andere Suchmaschinen weitergeleitet
werden. Und dies kostet etwas Zeit – aber hier muss jeder Einzelne
abwägen, ob ihm eine halbwegs geschützte Privatsphäre nicht
wichtiger als ein paar Milisekunden Zeitersparnis sind.
Startpage.com und seine Kritik.
Startpage.com
bekommt 5 von 5 Punkte. Die Seite ist sehr übersichtlich
aufgemacht und von jedem, welcher bereits im Internet nach etwas
gesucht hat, intuitiv zu bedienen. Sehr praktisch auch der enthaltene
Proxy. Das dieser bei Texteingaben nicht funktioniert , ist
nachvollziehbar.
Die gefundenen
Suchergebnisse sind als sehr gut zu bezeichnen. Löblich, das hier
auf allzu aufdringliche Werbung verzichtet wurde.
Die minimal
langsamere Suche als bei der Daten gierigen Konkurrenz ist
verschmerzbar,da sie mit einem unglaublichen Plus an Privatheit
einhergeht. Kurzum – jeder, welcher von den immensen Datensammel
Orgien einiger Oligopolisten genervt ist, sollte Startpage.com zu
seiner Standartsuchmaschine machen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen