Das dicke Nilpferd aus der
Flohmarktkiste.
Als ich mich
neulich in einem Anfall von Ordnungsfanatismus daran machte, meine
Flohmarkt Kisten etwas zu sortieren, fiel mir zufällig eine kleinere
Tüte mit Überraschungseier Figuren aus den 90er Jahren in die
Hände. Von dem zu erwartenden Verkaufserlös wahrlich keine
Goldgrube, den das Preisniveau bei den kleinen Hartplastikfiguren ist
in den letzten Jahren doch merklich in den Keller gegangen. Als ich
dann plötzlich ein etwas übergewichtiges Nilpferd mit Trenchcoat
von 1997 in den Händen hielt, war mir mit einem Male klar, warum
heute 20 jährige regelmässig zur Flasche greifen. Doch der Reihe
nach.
Das dicke Nilpferd und sein
Aussehen.
Das übergewichtige
Nilpferd ist minimal grösser als 4 cm und bringt in etwa 7 g. auf
die Waage. Es trägt im wesentlichen einen aufgeknöpften beigen
Trenchcoat mit aufgestelltem Kragen und einen ebenfalls beigen Hut im
40er Jahre Stil. Dieser weist als Verziehrung ein orangenes Hutband
auf.
Seine Hose könnte
direkt einem 70er Jahre Gay Porno entsprungen sein. Sie ist weinrot
und wird von einem violetten Gürtel daran gehindert,
herunterzurutschen.
Schuhe trägt er
keine – hier sind folglich seine hellblau bemalten Füße zu sehen.
Sein Oberkörper ist unter dem aufgeknöpften Mantel ebenfalls nackig
– auch dieser ist selbstmurmelnd hellblau bemalt.
Seine linke Hand
trägt Humphrey Heartbreaker tief vergraben in der Tasche seines
Mantels, während er mit der rechten seinen Hut in die richtige
Position rückt. Hierzu lächelt er dezent mit halb
zusammengekniffenen Augen. Wohl in der irrigen Meinung, mit dieser
Körpersprache entsprechende Signale auf mögliche Geschlechtspartner
auszuüben. Sofern er in Anbetracht seines berauschten Zustandes
hierzu überhaupt noch in der Lage ist ! Der gute Humphrey wirkt
nämlich merklich dicht und erinnert fatal an einen dieser im Laufe
der Jahre etwas füllig gewordenen Vorstadt Cassanovas, welche trotz
ihres merklich abgeblätterten Lackes und mit entsprechend viel Alk
jede Samstag Nacht wieder ihr Glück in den Dorfdiskos dieser
Republik suchen.
Wie fast alle
Hartplastikfiguren aus dem Überraschungsei ist auch diese
handbemalt. Hier gibt es nichts zu schimpfen. Alle Farbübergänge
sind hier sauber ausgeführt. Die Farbgebung seiner Kleidung – man
betrachte hier vor allem die Hose- ist natürlich
gewöhnungsbedürftig.
Das dicke Nilpferd und woher es
seinen Namen hat.
Seinen Namen
verdankt der 97er Trunkenbold augenscheinlich Humbrey Bogart, einem
von 1899 – 1957 lebenden amerikanischem Schauspieler, welcher vor
allem durch seine selten ein gutes Ende nehmenden Gangsterfilme
bekannt wurde. Seine Paraderolle hatte Bogart allerdings 1943 an der
Seite von Ingrid Bergmann in der romantischen Liebesgeschichte
Cassablanca. Hier spielt er den desillusionierten und dem Alkohohl
nicht abgeneigten Amerikaner Rick Blaine, welchen Ferrero wohl als
Vorbild für vorliegende Figur genommen hat. Na, zum Glück ist
Bogart lange tod und bekommt nicht mehr mit, was mit seiner
Paradefigur angestellt wurde !
Die Figur erschien
1997 in der Reihe „Happy Hippo Hollywood Stars“, in welcher
insgesamt zehn Hartplastikfiguren erschienen sind. Diese Figuren sind
sehr verbreitet und demnach auf dem Sammlermarkt entsprechend günstig
zu bekommen. Für Humphrey Heartbreaker ist ein Sammlerwert von ca.
0,50 Euro als realistisch anzusehen. Wer diese Figur gerne käuflich
erwerben möchte, sollte bei hood.de oder ebay.de jederzeit für
kleinen Geldbeutel fündig werden (beispielsweise :
http://www.hood.de/angebot/41403931/humphrey-heartbreaker.htm?gclid=CMLK9LyRvboCFcZd3godRxsA3g)
Das dicke Nilpferd in der Kritik.
Humphrey Heartbreaker aka
angesoffener Dorfdisko Abschleppdient bekommt 4 von 5 Punkte. Für
den konservativen Bogart Freund ist er sicher nicht zu empfehlen, da
er mit diesem außer Trenchcoat und Namensanleihe nicht viel gemein
hat. Insofern wäre eigentlich die Aufgabenstellung der Figur
verfehlt. Allerdings nicht, wenn man die Figur als das sieht, was sie
ist : eine Parodie auf einen stark alkoholisierten und merklich aus
der Form geratenen Möchtegern – Gigolo, wie er in den Tanzpalästen
dieser Republik jedes Wochenende 1001 Mal zu finden ist.
Und
diesbezüglich ist die Figur wahrlich trefflich modelliert und
bemalt. Ob es natürlich pädagogisch sinnvoll war, 1997 eine ganze
Generation mit derartigen Vorbildern im Spielzeugformat aufwachsen zu
lassen, steht auf einem andere Blatt....Oder in einer anderen
Flasche..
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