Dienstag, 29. Oktober 2013

Trunkenbolde als Kinderspielzeug Vol.01 : Humphrey Heartbreaker

Das dicke Nilpferd aus der Flohmarktkiste.

Als ich mich neulich in einem Anfall von Ordnungsfanatismus daran machte, meine Flohmarkt Kisten etwas zu sortieren, fiel mir zufällig eine kleinere Tüte mit Überraschungseier Figuren aus den 90er Jahren in die Hände. Von dem zu erwartenden Verkaufserlös wahrlich keine Goldgrube, den das Preisniveau bei den kleinen Hartplastikfiguren ist in den letzten Jahren doch merklich in den Keller gegangen. Als ich dann plötzlich ein etwas übergewichtiges Nilpferd mit Trenchcoat von 1997 in den Händen hielt, war mir mit einem Male klar, warum heute 20 jährige regelmässig zur Flasche greifen. Doch der Reihe nach.

Das dicke Nilpferd und sein Aussehen.

Das übergewichtige Nilpferd ist minimal grösser als 4 cm und bringt in etwa 7 g. auf die Waage. Es trägt im wesentlichen einen aufgeknöpften beigen Trenchcoat mit aufgestelltem Kragen und einen ebenfalls beigen Hut im 40er Jahre Stil. Dieser weist als Verziehrung ein orangenes Hutband auf.
Seine Hose könnte direkt einem 70er Jahre Gay Porno entsprungen sein. Sie ist weinrot und wird von einem violetten Gürtel daran gehindert, herunterzurutschen.
Schuhe trägt er keine – hier sind folglich seine hellblau bemalten Füße zu sehen. Sein Oberkörper ist unter dem aufgeknöpften Mantel ebenfalls nackig – auch dieser ist selbstmurmelnd hellblau bemalt.
Seine linke Hand trägt Humphrey Heartbreaker tief vergraben in der Tasche seines Mantels, während er mit der rechten seinen Hut in die richtige Position rückt. Hierzu lächelt er dezent mit halb zusammengekniffenen Augen. Wohl in der irrigen Meinung, mit dieser Körpersprache entsprechende Signale auf mögliche Geschlechtspartner auszuüben. Sofern er in Anbetracht seines berauschten Zustandes hierzu überhaupt noch in der Lage ist ! Der gute Humphrey wirkt nämlich merklich dicht und erinnert fatal an einen dieser im Laufe der Jahre etwas füllig gewordenen Vorstadt Cassanovas, welche trotz ihres merklich abgeblätterten Lackes und mit entsprechend viel Alk jede Samstag Nacht wieder ihr Glück in den Dorfdiskos dieser Republik suchen.
Wie fast alle Hartplastikfiguren aus dem Überraschungsei ist auch diese handbemalt. Hier gibt es nichts zu schimpfen. Alle Farbübergänge sind hier sauber ausgeführt. Die Farbgebung seiner Kleidung – man betrachte hier vor allem die Hose- ist natürlich gewöhnungsbedürftig.

Das dicke Nilpferd und woher es seinen Namen hat.

Seinen Namen verdankt der 97er Trunkenbold augenscheinlich Humbrey Bogart, einem von 1899 – 1957 lebenden amerikanischem Schauspieler, welcher vor allem durch seine selten ein gutes Ende nehmenden Gangsterfilme bekannt wurde. Seine Paraderolle hatte Bogart allerdings 1943 an der Seite von Ingrid Bergmann in der romantischen Liebesgeschichte Cassablanca. Hier spielt er den desillusionierten und dem Alkohohl nicht abgeneigten Amerikaner Rick Blaine, welchen Ferrero wohl als Vorbild für vorliegende Figur genommen hat. Na, zum Glück ist Bogart lange tod und bekommt nicht mehr mit, was mit seiner Paradefigur angestellt wurde !

Die Figur erschien 1997 in der Reihe „Happy Hippo Hollywood Stars“, in welcher insgesamt zehn Hartplastikfiguren erschienen sind. Diese Figuren sind sehr verbreitet und demnach auf dem Sammlermarkt entsprechend günstig zu bekommen. Für Humphrey Heartbreaker ist ein Sammlerwert von ca. 0,50 Euro als realistisch anzusehen. Wer diese Figur gerne käuflich erwerben möchte, sollte bei hood.de oder ebay.de jederzeit für kleinen Geldbeutel fündig werden (beispielsweise : http://www.hood.de/angebot/41403931/humphrey-heartbreaker.htm?gclid=CMLK9LyRvboCFcZd3godRxsA3g)

Das dicke Nilpferd in der Kritik.

Humphrey Heartbreaker aka angesoffener Dorfdisko Abschleppdient bekommt 4 von 5 Punkte. Für den konservativen Bogart Freund ist er sicher nicht zu empfehlen, da er mit diesem außer Trenchcoat und Namensanleihe nicht viel gemein hat. Insofern wäre eigentlich die Aufgabenstellung der Figur verfehlt. Allerdings nicht, wenn man die Figur als das sieht, was sie ist : eine Parodie auf einen stark alkoholisierten und merklich aus der Form geratenen Möchtegern – Gigolo, wie er in den Tanzpalästen dieser Republik jedes Wochenende 1001 Mal zu finden ist.
Und diesbezüglich ist die Figur wahrlich trefflich modelliert und bemalt. Ob es natürlich pädagogisch sinnvoll war, 1997 eine ganze Generation mit derartigen Vorbildern im Spielzeugformat aufwachsen zu lassen, steht auf einem andere Blatt....Oder in einer anderen Flasche..

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