Mittwoch, 24. April 2013

John Sinclair als Kapitalanlage oder das Sammeln von......


Romanhefte – Das Sammelgebiet.

Die etwas älteren unter euch werden sie noch kennen – die zumeist 66 Seiten starken Spannungsromane im Heftformat. Die Rede ist von Romanheften, welche im deutschsprachigem Raum zwischen den 50er und 80er Jahren ihren Höhepunkt erlebten. Standen in den 50er Jahren zumeist Krimi- und Westernhelden im Focus des Interesses (Billy Jenkins, Tom Prox oder auch John Kling wären hier zu nennen), konnte es den Deutschen in den 70er/80er Jahren meistens gar nicht gruselig und blutig genug zu gehen. Die Serienhelden dieser Zeit trugen Namen wie Larry Brent, John Sinclair, Dämonenkiller. Der Konsument wurde damals von einer schier ungeheuerlichen Zahl an Romanheft Titeln- und Reihen gelockt.
Zwar wurde diese Art von Literatur von vielen abfällig als einfältiger Schund belächelt -Literaturwissenschaftler erdachten für derartiges den Begriff der Trivialliteratur - ; beim Konsumenten fand diese Art der Weltflucht aber lange Zeit einen reissenden Absatz.
Wen wundert es daher, das Romanhefte dieser goldenen Epoche seit vielen Jahren von vielen -oftmals in die Jahre gekommenen Herren, die sich auf diesem Wege ihre Jugend zurückzukaufen versuchen – gesammelt werden. Die Preise vieler Heftserien steigen an, da diese Art von Literatur früher oftmals nach dem Lesen weggeworfen wurde – eine steigende Nachfrage geht hier mit einem limitierten Angebot einher.
So muss der geneigte Sammler beispielsweise für die Nr.1 der noch erscheinenden Romanheftserie John Sinclair in gutem Zustand und Erstauflage 100 Euro und mehr berappen.

Romanhefte – Der Preiskatelog.

Wie jedes Sammelgebiet, so wird auch das der Romanhefte irgendwann einmal objektiviert – Preiskataloge und Sekundärliteratur erscheinen. Diese Aufgabe erfüllte in Deutschland lange Jahre der Norbert Hethke Verlag, den einige von euch vielleicht durch die Reprints der klassischen deutschen Comichelden Akim, Tibor, Sigurd und co. Kennen dürften. Hetke gab lange Jahre den Allgemeinen deutschen Romanheftpreiskatalog heraus. Als dieser im Jahre 2007 viel zu früh verstarb, übernahm der Hamburger Comicladen Kollektiv diese Aufgabe.

Dieser nahm sich fast 5 Jahre Zeit und brachte 2011 eine komplett überarbeitete Neuausgabe dieses Standartwerkes heraus. Dieses fast 600 Seiten dicke Buch im Softcoverformat gliedert sich in 5 grosse Abschnitte mit Preisangaben zu folgenden Gebieten :
Romanhefte von 1870 bis heute, Leihbücher von 1920 – 1975, Karl May Bücher von 1876 – 1980, Jugendzeitschriften ab 1945 und Musikzeitschriften ab 1945.

Auf jeder einzelnen Seite findet der geneigte Leser 2 farbige Abbildungen in angenehm wahrnehmbarer Grösse -in dem Buch sind über 1000 akribisch recherschierte Abbilungen enthalten ! - , welche zumeist Coverabbildungen der einzelnen Serien beinhalten. Bei jeder Serie sind neben den aktuellen Sammlerpreisen die wichtigsten Eckdaten zu Erscheinungszeitraum, Verlag und Heftformat enthalten.
In der der besprochenen 10. Auflage dieses Standartwerkes werden erstmals die Sammelgebiete DDR – Romanhefte und solche, welche in der Alpenrepublik Österreich erschienen, in einzelnen Kapiteln besprochen. Ein wichtiger Schritt, da doch gerade die Nachfrage bei ersterem stetig zunimmt !
Zum 100. Todestag von Karl May wurde auch als Neuerung ein eigenes Kapitel über diesen integriert. Hier werden die wichtigsten Karl May Buchausgaben , welche bis 1980 erschienen sind, erfasst und preislich bewertet. Ein weiterer wichtiger Schritt, gab es doch bislang über diesen im deutschsprachigem Raum keinen einzigen Preisführer.
Enthalten ist in dem Buch auch ein Marktreport, welcher die in den letzten Jahren stattgefundenen (preislichen) Entwicklungen im Sammelgebiet Romanhefte zusammenfasst. Wiederum sinnvoll, um auch dem nicht so in der Szene involvierten Trivial Literaturfreund einen Überblick zu verschaffen !

Neu kostet das vorliegende Buch 39,95 Euro – ein doch recht stolzer Preis – und besitzt die ISBN Nummer 9783000341717. Es ist leider nur im Softcover Format erhältlich und 592 Seiten stark.

Romanheftpreiskatalog – Gesamtbewertung.

Ich gebe der 10.Auflage des Preiskataloges 4 von 5 Punkten. Vieles positive hat sich seit der letzten Ausgabe getan – so wurden beispielsweise sämtliche Coverabbildungen ergänzt, überarbeitet und endtlich in eine vernünftige Grösse gebracht. Ebenfalls hat man sich dem Sammelgebiet Karl May angenommen – ein wichtiger Schritt. Auch gut, das endtlich an die Freunde von DDR Romanheften gedacht wurde.
Die Preisgestaltung ist ebenfalls weitgehend nachvollziehbar, erscheinen allerdings einige Vorkriegsreihen preislich doch etwas arg überzeichnet.
Den Punkt Abzug gibt es für einen formalen und einen inhaltlichen Kritikpunkt.
Es wäre wünschenswert, wenn beim Romanheftpreiskatalog auch eine Hardcover Ausgabe angeboten werden würde. Schade auch, das das Kapitel Leihbücher etwas zusammengestrichen wurde. Auf die in früheren Ausgaben enthaltene Nennung von genauen Buchtiteln wurde nämlich in vielen Fällen verzichtet.
Trotz allem gibt es von mir für die 10.Ausgabe des Preiskataloges eine klare Kaufempfehlung – nicht zuletzt auch wegen der vielen tollen Cover Abbildungen von alten Titeln. Fast schon wie ein Gang durch ein Museum der deutschsprachigen Trivilliteratur !!

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